Zeit und ich

Als ich von meinem Gendefekt erfahren habe, war ich natürlich aufgewühlt. Anhand meiner Familienanamnese ist davon auszugehen, dass ich mit circa 60 Jahren erkranken werde. Diese Information ist für mich nur eine ungefähre Angabe. Schließlich kommt es auch darauf an, wie ich mit meinem Körper umgehe. Bei meiner Mutter beispielsweise konnte die Krankheit vermutlich nicht ausbrechen, da sie bereits mit 52 Jahren gestorben ist, ohne Symptome gehabt zu haben.

Täglich sterben Menschen durch Krankheiten, Unfällen oder Schlaganfall. Jüngstes Beispiel dafür ist Roger Cicero, der mit nur 46 Jahren überraschend dieses Jahr verstorben ist. Letztlich sterben wir alle irgendwann. Wir wissen aber weder, wann genau, noch an was genau. Wichtig sollte doch sein, wie wir unsere Zeit bis zum Tag X verbringen. Anfangs, als ich von Rosie erfahren habe (so nenne ich meinen Schatten), habe ich versucht, immer etwas zu unternehmen. Jedes Wochenende unterwegs. Keine Zeit verschwenden. Am Wochenende zuhause rumsitzen, ging gar nicht. Zuhause sterben schließlich die Leute! Ich fühlte mich getrieben durch das Wissen über Rosie.

Mittlerweile ist diese „Unruhe“ weniger geworden. Wenn ich mal einen Samstagabend auf der Couch verbringe, habe ich nicht mehr das Gefühl, wichtige Zeit nicht sinnvoll zu nutzen. Schließlich weiß doch keiner von uns, wie viel Zeit man noch hat. Deshalb versuche ich, Rosie und mir manchmal auch eine Auszeit zu gönnen. Schließlich steckt in Auszeit ja auch Zeit und wer sagt, dass diese Zeit nicht auch sinnvoll genutzt ist.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit abseits von Stress und Trubel!

Ihre Doris

Oktober 2016