Reha und ich

Vermutlich konnten einige von Ihnen ebenfalls bereits Erfahrungen mit einer Rehabilitationsmaßnahme machen. Man unterscheidet zwischen beruflichen, medizinischen und sozialen Rehabilitationsmaßnahme. Ich hatte letztes Jahr die Möglichkeit eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme zu machen. Ziele dieser Maßnahme waren für mich, einiges abzuschließen und meine berufliche Leistungsfähigkeit wieder zu steigern. Den Antrag für die Rehabilitationsmaßnahme hatte ich bereits 2020 gestellt. Die Genehmigung selbst war relativ schnell da, allerdings passte die zugeteilte Rehabilitationsklinik nicht für meine Ziele. Deshalb benötigte es einige Schreiben, bis mir eine für mich passende Klinik zugeteilt wurde.

Leider hatte ich dann doch ziemlich Pech mit der Klinik, da diese sich zum einen auf Long Covid Patienten spezialisieren wollte und zum anderen unter massivem Personalmangel litt. Dies wirkte sich auf die Quantität und Qualität der Therapien aus. An sich ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Viele meiner Mitpatient*innenen haben die Rehabilitationsmaßnahme vorzeitig abgebrochen, weil ihnen ihre Zeit und ihr Geld zu schade waren. Ich habe fast bis zum Schluss durchgehalten, obwohl ich gesundheitlich stark abbaute.

Warum ich Ihnen von dieser Erfahrung berichte? Zum einen hat jeder das Anrecht eine Rehabilitationsmaßnahme zu beantragen, allerdings machen das die wenigsten. Zum anderen war das Erlebte auch wieder beispielhaft für vieles andere in meinem Leben.

Es war das erste Mal, dass ich zur Reha gefahren bin. Bis ich zur Reha fahren konnte, bedurfte es einige Schreiben und Vorarbeit. Ich hatte einige Erwartungen an die Reha, die dann leider nicht erfüllt wurden. Dafür habe ich eine für mich bis dahin unbekannte Region erkunden dürfen. Ich habe ein paar nette Menschen kennengelernt, mit denen ich sehr interessante Gespräche führen konnte. Natürlich war auch Huntington manchmal Thema, wodurch jetzt immerhin ein paar mehr Menschen von dieser Krankheit gehört haben. Auch wenn mich der Aufenthalt in der Klinik psychisch sehr weit zurückgeworfen hat, so habe ich auch bei der Rehabilitationsmaßnahme versucht das Beste draus zu machen.

Genauso versuche ich auch aus meinem positiven Gentest das Beste draus zu machen. Natürlich funktioniert das mal besser und mal schlechter. Selbstverständlich habe ich auch Rückschläge, wo ich denke “Wieso immer ich? Kann bei mir nicht mal etwas rundlaufen?“ Aber genau dieses Auf und Ab ist typisch für das Leben. Es gibt vermutlich kaum jemanden, der in seinem Leben immer glücklich ist oder immer traurig. Falls doch, vielleicht kann ich das bei einer nächsten Rehabilitationsmaßnahme erlernen. Immerhin kann ich in vier Jahren erneut eine Rehabilitationsmaßnahme beantragen, sofern sich mein Gesundheitszustand nicht extrem verändert.

In diesem Sinn: Macht das Beste aus den Situationen und haltet euch immer das Positive vor Augen. So wie ich jetzt weiß, worauf ich bei der nächsten Rehabilitationsmaßnahme achten werde.

Eure Doris

Januar 2022