Erwartungen und ich
Die Idee für den aktuellen Text ist diesmal in Bremen entstanden. Diese unglaubliche Stadt und das dort verbrachte Wochenende haben meine Energie-Akkus auf besondere Art geladen. Bereits während der Anreise habe ich viele Eindrücke am Bahnhof, im Zug und der vorbeirauschenden Umgebung achtsam aufgenommen. Es ist lange her, dass ich mit dem Zug gereist bin. Dementsprechend habe ich schon lange keine Anreise bewusst wahrnehmen können. Man ist beim Autofahren mehr auf den Verkehr konzentriert statt auf die Strecke. Wie ich jetzt den Bogen zum Thema Erwartungen bekomme? Ziemlich einfach!
Meine Erwartungen an dieses Wochenende waren recht gemischt. Natürlich freute ich mich die Stadt und neue Leute kennenzulernen. Allerdings hatte ich auch die Befürchtung zu stark mit der Krankheit und den Symptomen konfrontiert zu werden. Rückblickend lässt sich sagen, dass ich viele großartige Leute kennengelernt habe und eine wunderbare Stadt entdecken durfte. Meine Erwartungen wurden also übertroffen. Ich hatte auch keine unrealistischen oder übertriebenen Erwartungen an dieses Wochenende. Durch diese fremden Menschen und die fremde Stadt konnte ich so viel Energie in meinen Alltag mitnehmen. Warum? Weil diese fremden Menschen mich so akzeptiert haben wie ich bin und sich über meine Anwesenheit gefreut haben. Ja, ich bin manchmal etwas forsch, laut und makaber. Ich spreche Themen an, über die keiner gerne spricht. Aber ich bin auch Genträger mit der Hoffnung, dass wir gemeinsam etwas bewirken können. Also setzt eure Erwartungen nicht zu hoch. Setzt euch realistische Ziele. Sicher wird dieses Jahr kein Heilmittel für Huntington entwickelt. Vermutlich wird es auch noch Jahre bzw. Jahrzehnte dauern. Damit Medikamente entwickelt werden können, braucht die Forschung finanzielle Mittel. Diese erhält man leichter, wenn Huntington bekannter ist. Deshalb leistet euren Beitrag und gebt uns Genträgern dadurch Hoffnung.
Ihre Doris
Juli 2019