Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus und Sichtbarkeit der Huntington-Krankheit

Im Mai macht die Deutsche Huntington-Hilfe (DHH) e. V. die Erbkrankheit Huntington sichtbar, indem Wahrzeichen abends blau/lila leuchten. Im Jahr 2021 verbinden wir es erstmals mit dem Tag der Befreiung, also mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus.
 
Wir erinnern an die systematische Ermordung von tausenden Menschen, die mit körperlichen, geistigen und seelischen Erkrankungen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland ihr Leben verloren und weisen auf die Ausgrenzung von Familien mit genetisch bedingten Erkrankungen hin. Nach dem Reichsgesetz zur „Verhütung erbkranken Nachwuchses“ von 1933 wurden Zwangssterilisationen und Abtreibungen, auch ohne Einwilligung, an den Erbkranken durchgeführt. Unter anderem Menschen mit erblichem Veitstanz (Huntingtonsche Chorea).
 
Menschen aus Huntington-Familien haben noch heute Angst davor, wegen ihrer Erkrankung stigmatisiert zu werden.
Oft sprechen sie nicht über die Existenz der Erbkrankheit in ihrer Familie, um sich selbst und ihre Angehörigen vor Benachteiligungen beispielsweise am Arbeitsplatz zu schützen. Dieses Verschweigen kann so weit gehen, dass selbst Freunde Abstand nehmen, weil sie die Situation nicht verstehen und damit nicht umgehen können.
Die Erkrankten sind isoliert und ausgegrenzt. Aufgrund der unwillkürlichen Bewegungen und der verwaschenen Sprache werden sie zudem häufig als Betrunkene angesehen. Nicht jeder, der torkelt ist ein Alkoholiker, er könnte eine neurologische Krankheit haben.
 
Mit unserer Aktion „Beleuchtung für Huntington“ machen wir seit 2017 im Mai auf die Huntington Erkrankung aufmerksam. Die Aktion ist Teil der internationalen Kampagne „LightItUp4HD“ aus Kanada. Weltweit leuchten im Mai Wahrzeichen in blau bzw. lila, zum Beispiel die Niagara-Fälle, das Rathaus in Melbourne oder der Fernsehturm in Toronto.
In Deutschland beteiligen sich unter anderem der Katharinenturm in Magdeburg, das Phaeno in Wolfsburg, die St. Donatus Kirche in Aachen-Brand, das Steuerhaus und das Rathaus in Memmingen, die GRIMMWELT in Kassel, die Schachtanlage Rheinpreußen 4 in Moers, Schauspielhaus sowie der Wasserturm der Jahrhunderthalle in Bochum, die Uniklinik in Düsseldorf, das Opernhaus in Chemnitz sowie das Wasserschloss in Voerde. Außerdem beteiligen sich viele Huntington-Familien mit einer privaten Beleuchtung an ihrem Zuhause.
Damit machen wir die schwere Huntington-Krankheit sichtbar.