Erntezeit 2023

Erntezeit im Norden

Bald kommt die Zeit der „Rauhnächte“ – ab dem 21. Dezember werden die Tage wieder länger und die Natur zieht sich in ihr Inneres zurück. Schon seit vielen Jahren nutze ich diese Zeit „zwischen den Jahren“ für einen Rückblick auf das bald schon vergangene Jahr, eine Art „Reinigung“ von dem, was ich gern in dem alten Jahr zurücklassen möchte und um mir bewusst zu werden, was ich für Ressourcen habe und wofür ich diese in der Zukunft einsetzen möchte. Ich kann dann oft spüren, wofür ich eine Neuausrichtung brauche, an welcher Stelle ich auf mich achten will, und bekomme einen klaren Blick auf meine Ziele und Wünsche für das kommende Jahr. Darum auch an dieser Stelle eine Art Resümee:

Der Landesverband Norddeutschland hat einen erfreulichen Zuwachs an Mitgliedern – darüber freuen wir uns natürlich – und es kommt demnächst sogar eine neue Selbsthilfegruppe mit in unsere Reihen – in Flensburg. Ich werde die Gruppe, die sich unabhängig von der DHH gebildet hat, noch dieses Jahr besuchen. Doch auch in diesem Jahr gab es einige Dinge, die uns belasten und auf die wir kaum Einfluss nehmen können. Das bleibt nicht unbemerkt.Viele Menschen kommen nicht richtig zur Ruhe, schlafen schlecht, werden von Sorgen umgetrieben. Und doch gibt es immer wieder Anlässe zur Freude – zum Beispiel darüber, dass der neue Vorstand des Landesverbandes ein Dreier-Frauenpower-Dream-Team ist: Jutta Grabs und Silvia Steege haben den Mut gefasst, sich für die Ämter der stellvertretenden Vorsitzenden und der Schatzmeisterin zur Verfügung zu stellen und ich bin dankbar, sie an meiner Seite zu wissen. Wir haben unser Netzwerk mit Huntington-Zentren und Einrichtungen des Nordens intensivieren können – z.B. bei einer Veranstaltung zum Rare Disease Day im Zentrum für Seltene Erkrankungen in Lübeck mit Frau Dr. Tadic und Frau Schmalfeld.

Wir haben wieder einige Seminare und Workshops organisiert. Manche werden langsam zur Tradition, da die Themen für nahezu jeden von Interesse sind:

  • „Den Tod zu Gast“ – Umgang mit Sterben und Tod in Bad Zwischenahn
  • „Resilienztage“ auf Langeoog mit Carmen Vogel
  • „Achtsamkeitstage“ auf Langeoog
  • „Der langsame Abschied“ in der Freudenburg Bassum
  • „Huntington verstehen“ in Bad Bederkesa

Und in diesem Jahr gab es vom Landesverband Norddeutschland zum ersten Mal ein Seminar zur Selbsthilfe & Selbsterfahrung „Ins volle Leben“ für junge Leute in Berlin. Dieses wurde auch für Teilnehmer*innen aus anderen Landesverbänden geöffnet (und dafür von der Georg-Huntington-Stiftung bezuschusst). So trafen sich junge Menschen, die sich zum größten Teil bisher nur „online“ begegnet waren, in dem wunderbaren Hotel „Grenzfall“ in Berlin mit seinem verwunschenen Garten, konnten spielerisch ein wenig mehr über sich selbst erfahren, angeleitet von Alina auf ihren Atem und Körper Acht geben und sich beim Grillabend oder bei Streifzügen durch Mauerpark oder das Viertel austauschen und besser kennenlernen.

Um auch in Zukunft Seminare anbieten zu können, die dem Bedarf bei unseren Mitgliedern entsprechen, habe ich Fortbildungen besucht, die sich den Umgang mit Sterbewünschen, Sterbefasten und mit systemischem Arbeiten und Supervision zum Inhalt gaben. Am 24. und 25. November steht noch unser Netzwerktreffen mit Vorstand und Beirat an – dieses Mal beim schönen Kloster Loccum. Dort wird es um die Ausrichtung für das nächste Jahr gehen, denn wir haben im Norden einiges auf dem Zettel:

Damit wir auch in fernerer Zukunft Beratung, Begleitung und Informationsarbeit auch für die Menschen leisten können, für die der Weg in die Selbsthilfegruppen in der einen oder anderen Hinsicht zu schwer ist, sind wir in Planung einer Koordinationsstelle

„HK NORD VOR ORT“.

Deren mögliche Einsatzgebiete und Aufgaben könnten sein:

  • Bereitschaftsdienst für ein Beratungstelefon.
  • Individuelle Unterstützung durch einen Hausaufsuchenden Dienst für den Erstkontakt, die Ermittlung und Beratung über die erforderlichen oder zu empfehlenden Interventionen und die Begleitung von Erkrankten und betroffenen Familien im weiteren Verlauf der Huntington-Krankheit.
  • Kontaktaufnahme und Vermittlung von weiterführenden Hilfsstellen wie ggf. für gesetzliche Betreuung, Antragstellungen, Humangenetiker, Neurologen, (REHA)-Kliniken, Wohn- und Pflegeeinrichtungen oder Huntington-Zentren.
  • Organisation und Assistenz der (Fach-)Referenten bei der Planung und Durchführung von themenbezogenen Workshops und mehrtägigen Seminaren für An- /Zugehörige und/oder Erkrankte.
  • Ggf. mobile Informations- und Öffentlichkeitsarbeit.

Dank unermüdlichen Einsatzes von Gabi Ritter, Frau Dr. Heinicke und Kalle Brosig sowie allen anderen hilfsbereiten Stellen und Menschen können wir dies alles auch heute schon recht gut leisten – doch es gilt unbedingt, die Versorgung auch für die Zukunft zu sichern, noch weiter auszubauen und dafür die nötigen Finanzmittel zu beantragen. Oder um es mit den Worten von Marika Rökk zu sagen: „Man kann nicht früh genug damit beginnen!“. Außerdem planen wir auch für das nächste Jahr Gelegenheiten, um Gemeinschaft zu erleben, sich mit ernsten Themen auseinanderzusetzen, ohne dabei den Humor zu verlieren und „die Seele baumeln zu lassen“ – sei es bei Achtsamkeits- und Resilienz-Tagen auf Langeoog oder in der schönen Lüneburger Heide. Die genauen Termine für diese Fahrten werden noch dieses Jahr bekannt gegeben.

Es gibt aus meiner Sicht viele Dinge für das nächste Jahr, für die ich meine Kraft von Herzen gern einsetzen werde und auf die ich mich freue – vor allem auf die Begegnungen mit mir lieb gewordenen bekannten Gesichtern und mit neuen Freunden, die ich noch nicht kenne. In diesem Sinne wünsche ich allen einen gelungenen Jahresausklang und einen hoffnungsvollen Start ins neue Jahr. Ich sende herzliche Grüße aus dem schönen Leinebergland.

Susanne Benze