
Aktivitäten im laufenden Jahr

Aktivitäten September 2023
Unser Treffpunkt im September 2023 nun mit Tram-Haltestelle
Ab Mitte September 2023 ist es so weit: Wir haben eine eigene Straßenbahn-Haltestelle der Linie M10, mit der man direkt aus dem Ostteil Berlins sowie vom Hauptbahnhof zu unserem Treffpunkt im Café Thusnelda in der Heilandskirche am U-Bhf. Turmstraße fahren kann. Ob das der Grund war, dass wir bei unserem Treffen der Selbsthilfegruppe am 19.09.2023 ein volles Haus hatten, kann nur vermutet werden. Unser Veranstaltungsraum war jedenfalls sehr voll und wir hatten bei unserem Erfahrungsaustausch ein breites Spektrum von Fragen zum Leben um die Huntington-Krankheit. Bei einigen Besuchern stand der Umgang mit der neuen Situation nach dem Gentest im Vordergrund: Wie gehe ich damit um? Warum gerade ich? Wie geht es weiter? Was kann ich eigentlich machen? Aus der Gruppe gab es eine Menge Tipps und Vorschläge. Aber sollte man diesen Gentest überhaupt machen? Wie lebt es sich als Risikoperson mit dieser offenen Frage? Das müsste jeder selbst entscheiden, individuell nach seinen Vorstellungen. Bei fortgeschrittener Erkrankung ist die richtige Medikation das A und O. Ansprechpartner ist der Neurologe oder die Huntington-Station in der Charité Berlin. Natürlich sollten die verabreichten Medikamente auch eingenommen werden und bei Problemen oder Veränderungen eine Überprüfung der Dosis vorgenommen werden; vielleicht hilft auch ein anderes Medikament besser? Das Thema Müdigkeit und Antriebslosigkeit sollte auch mit dem Facharzt besprochen werden und ggf. medikamentös angegangen werden. Für die vielen Gedanken, die man sich über die Krankheit macht, hilft der Partner oder die Partnerin, die Familie oder der Freund oder die Freundin zum intensiven Gedankenaustausch. Auch eine professionelle Hilfe im Rahmen einer Gesprächstherapie ist hilfreich und sollte mit dem Arzt besprochen werden Man sollte sich nicht davor verschließen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Neben Physiotherapie und Ergotherapie gehört die Psychotherapie zu den „Therapien ohne Pillen“, für die die DHH auch in einer eigenen Broschüre wirbt. Erfreuliche Reiseberichte vom Sommerurlaub an der Ostsee bzw. in Griechenland rundeten den Abend ab. Nach über zwei Stunden schlossen wir unseren Gesprächskreis und entließen die Teilnehmer auf ihren Heimweg, zu dem nun auch die Möglichkeit der Nutzung der M10 gehört.
Besuch von der Huntington-Ambulanz der Charité
Beim regelmäßigen Treffen der Selbsthilfegruppe im Café Thusnelda am 15. August 2023 konnten wir Frau Dr. med. Tina Mainka-Frey von der Chorea-Huntington-Ambulanz an der Klinik für Neurologie der Charité Berlin begrüßen. Sie stellte das umfangreiche Angebot der Ambulanz vor, in deren Bereich auch Frau Prof. Dr. Andrea Kühn und Herr Dr. Christos Ganos als Oberarzt tätig sind. In der Ambulanz steht in erster Linie die Huntington-Sprechstunde im Vordergrund, die jeweils dienstags stattfindet und allen Genträgern sowie auch den Angehörigen nach vorheriger Anmeldung offensteht. Des Weiteren berichtete sie von den Huntington-Studien, die an der Charité angeboten werden. Als Einstieg empfiehlt sie eine Teilnahme an der Beobachtungsstudie Enroll-HD, zu der man sich jederzeit anmelden kann. Beabsichtigt ist auch, künftig die PIVOT-HD-Studie von PTC Therapeutics an der Charité anzubieten. Hierbei soll der Wirkstoff PTC-518 täglich in Form einer Tablette aufgenommen werden. Die Charité wird uns zu gegebener Zeit über den Studienstart informieren. Frau Dr. Mainka-Frey stand auch beim anschließenden Erfahrungsaustausch für Fragen zur Verfügung. Beginnend von der Betreuung von an Huntington erkrankten Eltern über Fragen von Risikopersonen und frisch diagnostizierten Genträgern ging es bis zur Situation von Familien, die schon lange mit der Krankheit leben und trotz bestehender Beeinträchtigungen mit oder ohne Hilfe von Angehörigen individuell damit zurechtkommen. Frau Dr. Mainka-Frey zeigte sich von dem in unserer Selbsthilfegruppe vorhandenen breiten Huntington-Spektrum beeindruckt und wurde mit einem kleinen Geschenk herzlich von der Gruppe verabschiedet.
Erfahrungsaustausch im Juli 2023
Am 18. Juli 2023 stand wieder ein reiner Erfahrungsaustausch auf dem Programm und unser Treffpunkt im Café Tusnelda in Berlin-Tiergarten war bis auf den letzten Platz gut besucht. Neben unseren „Stammgästen“ konnten wir auch eine große Anzahl von Erstbesuchern begrüßen. Natürlich waren die Risikopersonen am Abwägen über das Für und Wider des Gentests interessiert und unsere Empfehlung, das nicht zu überstürzen, wurde dankbar angenommen. Auch mit einem frischen Gentest, wonach man als Huntington-Genträger eingestuft wurde, geht das Leben weiter und hört nicht sofort auf! Aber es ist doch schon ein anderes Ergebnis als das, was man sich erhofft hat. Dafür ist man aber auf der „sicheren Seite“ und weiß, woran man ist, was auch wieder etwas Positives hat. Da in unserer Gruppe mehrere Personen dies schon durchgemacht haben, konnten wir unsere Gedanken dazu auch direkt an die Erstbesucher weitergeben. Auch die individuelle Entscheidung, (vorerst) auf einen Gentest zu verzichten, ist zu akzeptieren.
Ein großes Thema war auch die Tabuisierung von Huntington in der Familie, die Krankheit wird oft totgeschwiegen. Da kommt es sogar vor, dass getestete Genträger von der eigenen Familie seelisches Schikanieren erleiden müssen, nur weil sie sich der Krankheitsproblematik angenommen haben. Wir können diese mutigen Menschen auf ihrem Weg nur unterstützen. Wie auch in unserer DHH-Broschüre „Therapien ohne Pillen“ empfohlen wird, steht allen Personen, ob Betroffenen oder Angehörigen, eine therapeutische Hilfe zur Verfügung: Psychotherapeuten können als neutrale Berater über problematische Lebenssituationen hinweghelfen – und sie sollten in Anspruch genommen werden.
Vortrag über Depressionen im Juni 2023
Am 20. Juni 2023 hatten wir mit Prof. Dr. med. Bernd Schmidt, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, einen „alten Bekannten“ im Café Thusnelda zu Gast. Sein Vortrag beschäftigte sich mit der Volkskrankheit Depressionen und nahm speziellen Bezug auf die Verbindung zur Huntington-Krankheit, bei der Depressionen deutlich weiterverbreitet sind als in der allgemeinen Bevölkerung, speziell nach der Huntington-Diagnose sowie beim Auftreten der ersten Symptome. Auch die Suizidrate ist 4-5-mal höher. Von einer Depression spricht man, wenn die Verstimmungen länger als ca. 2 Wochen anhalten und mehrere Haupt- und Nebensymptome auftreten. Im Laufe der Depression gibt es jedoch keinen Zeitpunkt, an dem sich Gespräche mit den depressiven Menschen nicht mehr lohnen. Das Thema Suizid soll immer offen angesprochen und erfragt werden. Depressionen sind medikamentös und therapeutisch behandelbar. Neben Fachärzten steht z. B. auch die Telefonseelsorge mit offenen Ohren jederzeit zur Verfügung, www.telefonseelsorge.de.
Viele Menschen haben ihre individuellen Methoden, sich bei psychischen Belastungen zu trösten und somit den eigenen Widerstand zu aktivieren. Die Anwesenden berichteten u. a. über folgende eigene Möglichkeiten: Hobbies, Aktivitäten und Sport treiben, Gespräche führen, Musik hören und selber spielen, Spazieren gehen, Natur genießen, intensive Beschäftigung mit Tieren, Kunst und mit dem Glauben sowie einer Relativierung der eigenen Probleme. All dies sind mögliche Wege, um eigene Krisen, Rückschläge oder Verluste meistern zu können, ohne sich davon dauerhaft unterkriegen zu lassen. Dieses Immunsystem der Seele wird auch als Resilienz bezeichnet. Es gibt also viele Möglichkeiten, sich einer Depression zu stellen und diese nicht ausufern zu lassen. Auch unsere Selbsthilfe bietet ein Angebot und aus unserer Gruppe heraus gibt es immer ein Vorschlag, wie es weiter gehen kann. Wir danken Prof. Dr. Schmidt für seine motivierenden Ausführungen.
Mitgliederversammlung mit Neuwahlen im Mai 2023

Unsere diesjährige Mitgliederversammlung fand am 16. Mai 2023 im Café Thusnelda in der Heilandskirche in Berlin-Tiergarten statt. Der Geschäftsbericht des Vorstandes wurde von Andreas Schmidt vorgetragen, der Finanzbericht von Diana Zetzsche. Nach dem Bericht der Kassenprüfer und der Aussprache über die Berichte wurde der Vorstand von den Mitgliedern entlastet.
Unter der Leitung von Petra Skiebe-Corrette erfolgten die Neuwahlen des Vorstandes. Der Vorsitzende Andreas Schmidt, der stellvertretende Vorsitzende Axel Busse und die Schatzmeisterin Diana Zetzsche kandidierten erneut und wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Dr. Lutz Pfeiffer, bisheriges assoziiertes Vorstandsmitglied, verabschiedet sich in den Ruhestand und zog sich aus dem Vorstand zurück. Als Kassenprüfer wurden Carla Schmidt und Frank Gottwald erneut gewählt. Alle Gewählten nehmen die Wahl an.
Nach einer Pause erfolgte ein Erfahrungsaustausch, in dem über die individuellen Erlebnisse der letzten Zeit berichtet wurde. Von ihren frischen Ergebnissen der Gentests berichteten mehrere Schwestern; es lagen Freud und Leid eng beieinander. Aus der Gruppe konnten entsprechende Tipps für die nahe Zukunft der Schwestern gegeben werden.
Erfahrungsaustausch im April 2023
Am 18. April 2023 trafen wir uns in vertrauter Runde zu unserem Erfahrungsaustausch im Café Thusnelda und mussten uns von einem aktiven Mitstreiter verabschieden, der überraschend verstorben war. Die Krankheit hatte Frank aus Berlin-Spandau schon beeinträchtigt, aber er war immer guter Dinge und wollte stets auch selbständig und eigenverantwortlich mit der Situation umgehen. Auch eine Prise Humor war ihm eigen. Er hat die Herausforderung der Erkrankung angenommen und hat sie lange gemeistert. Nun haben wir ihn leider nicht mehr in unserer Runde, werden aber respektvoll an ihn denken. Ein besonderer Dank gilt Gisela aus Spandau, die sich als nachbarschaftliche Patin in der letzten Zeit geduldig um Frank gekümmert hat und ihn in vielerlei Hinsicht unterstützt hat.
Der Übergang zum Erfahrungsaustausch war dann etwas bedächtig, aber es gab schon ein paar weitere spezielle Themen, die unsere Gruppe beschäftigte. So wurde über einen überaus erfolgreichen Besuch im Huntington-Zentrum Süd in Taufkirchen berichtet, bei dem mittels einer Statusuntersuchung mit anschließender Medikation erkennbare Verbesserungen in verschiedenen Bereichen, insbesondere bei der Sprache, zu verzeichnen waren. Auch für andere Huntington-Betroffene in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung bietet sich ein Besuch in Taufkirchen an. Vorgestellt wurden auch außerordentlich positive Erfahrungen mit einem neu verschriebenen Huntington-Pflegerollstuhl, der als Pflegehilfsmittel anerkannt ist und ärztlich verordnet werden kann. Bei langsam fortschreitender Erkrankung gilt es auch, die Aufgaben und Verantwortungen innerhalb der Partnerschaft neu aufzuteilen und dies auch ruhig abgestimmt durchzuführen. Der gemeinsame Erfahrungsaustausch auch darüber bringt die Teilnehmenden auf individuelle Gedankengänge, die weiterverfolgt werden könnten. Zum Abschluss wurde auf das nächste Treffen am 16. Mai 2023 hingewiesen, bei dem die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen auf dem Programm stehen.
Treffen im März 2023 mit Dr. Spruth und Frau Dr. Gemenetzi
Am 21.03.2023 hatten wir beim Treffen unserer Selbsthilfegruppe im Café Thusnelda mit Oberarzt Dr. Eike Jakob Spruth und Frau Dr. Maria Gemenetzi zwei Fachleute von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin zu Gast.
Vorgestellt wurden zunächst die aktuellen Studien an der Charité Berlin: bei der Beobachtungsstudie Enroll-HD, die ohne zeitliche Begrenzung läuft, ist eine Teilnahme jederzeit möglich. Bei der Phase II-Studie GENERATION HD2 der Firma Roche mit Tominersen als so genanntes ASO-Medikament ist die Rekrutierung in Vorbereitung. Die Phase IIb-Studie der Firma SOM Biotech mit dem Wirkstoff SOM3355 (Bevantolol) prüft die Wirksamkeit von SOM3355 bei der Verringerung der Chorea bei Huntington-Patienten anhand der Veränderung des TMC-Scores (Total Maximal Chorea). Die Rekrutierung soll in den nächsten Wochen erfolgen, die Studiendauer beträgt ca. 12 Wochen. Beide Gäste standen anschließend für Fragen in Verbindung mit der Huntington-Krankheit zur Verfügung.
Wir danken für den informativen Besuch.
Februar-Treffen im Café Thusnelda
Zu Beginn unseres Treffens im Café Thusnelda in der Heilandskirche am 21. Februar 2023 war es gegen 18:30 Uhr noch ein wenig hell und die dunkele Jahreszeit war schon auf dem Rückzug. Einen besonderen Gast bei unserem Erfahrungsaustausch hatten wir mit einer Gymnasiastin, die sich für ihre Präsentationsprüfung im anstehenden Abitur das Thema Huntington-Krankheit ausgewählt hatte und sich vor Ort darüber informieren wollte. Dazu boten sich an diesem Tag sehr viele Gelegenheiten, da wir relativ viele Erstbesucher begrüßen durften und wir somit die ganze Bandbreite um diese Seltene Erkrankung herum besprechen konnten. So ging es um die eigene Position als Risikoperson, die sich mit Fragen zum Gentest beschäftigt, sowie um bereits positiv getesteten Genträger, die über keine Auffälligkeiten berichteten und sich perspektivisch informieren wollten oder diejenigen, die bereits über erste Symptome der Erkrankung erzählten. Auch einige Angehörigeöberichteten über aktuelle Entwicklungen und Erfahrungen mit Medikamenten und Therapien bei ihren Partnern bzw. betroffenen Elternteilen. Den Erstbesuchern wurden neben den mündlichen Erläuterungen auch schriftliche Infos zur Verfügung gestellt und weitere Gespräche, spätestens beim nächsten Treffen in vier Wochen, angeboten.
Treffen im Januar 2023 mit Jahresplanung und Erfahrungsaustausch
Einer alten Tradition (vor Corona) folgend trafen wir uns zum Jahresbeginn, um unsere Vortragswünsche im Café Thusnelda sowie die weiteren Veranstaltungen abzustimmen. Bei den Vorträgen wünschte sich die Gruppe Informationen von den Huntington-Ambulanzen der Charité Berlin, sowie zu den Themen „Überforderung und Kraftquellen“, „Leben mit Huntington: Tipps und Therapien“ sowie über Depressionen. Als jeweils separate Zusammenkünfte sollen im Jahr 2023 wieder Einzeltreffen der Angehörigen sowie ein Stammtisch für Risikopersonen und Genträger angeboten werden. Als weitere Veranstaltungen wurden das Sommerfest in Legebruch sowie Besuche des Zeiss-Großplanetarium in Prenzlauer Berg sowie der „Gärten der Welt“ in Marzahn und ein Ausflug nach Magdeburg gewünscht. Die Mitgliederversammlung (mit Neuwahlen) soll am 16. Mai 2023 stattfinden.
Nach der Jahresplanung erfolgte unser Erfahrungsaustausch, bei dem es zunächst um praktische Hilfe bei der Gewährung von Leistungen aus der Pflegeversicherung sowie um finanzielle Unterstützungübei krankheitsbedingten baulichen Veränderungen ging. Außerdem wurde über kleine unfall-ähnliche Geschehnisse von Betroffenen aus dem täglichen Leben berichtet. Oft erfordert die Huntington-Krankheit eine Anpassung des Lebensumfeldes der Betroffenen und ihrer Familien, was eine besondere Herausforderung für alle darstellt. Das Thema Gentest wurde sowohl aufgrund einer aktuellen Diagnose eines Elternteils als auch unter dem Aspekt der eigenen Diagnose mit Wirkung auf das bereits vorhandene Kind besprochen. In einem anderen Fall führt die eigene Huntington-Diagnose zu einer intensiven Entdeckungsreise in das Wesen der Krankheit – und zu einer umfangreichen Beteiligung der Gruppenmitglieder. So war es an diesem Tag ein langes Treffen, aber wir gingen doch nachdenklich und mit einem guten Gefühl in die kalte Nacht.